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Windkraftanlagen fürs Eigenheim – lohnt es sich?

Windkraftanlagen fürs Eigenheim – lohnende Investition oder teure Liebhaberei?
Informieren Sie sich über Mikrowindkraftanlagen im eigenen Garten.

Vom Winde verweht – der Traum von Windkraftanlagen für das Eigenheim

Die Windkraft als Energiequelle zu nutzen, ist ein sehr alter Gedanke der Menschheit. Denn Wind wird seit Tausenden von Jahren als Antriebskraft für Schiffe oder Windmühlen genutzt. Auch heute zählt Windkraft zusammen mit Sonne und Wasser zu einer der drei wichtigsten erneuerbaren Energiequellen. Während jedoch die Solaranlage auf dem Dach mittlerweile zum normalen Alltagsbild gehört, ist eine heimische Windkraftanlage eher selten anzutreffen. Die Gründe für das Nischendasein liegen meist im niedrigen Wirkungsgrad und dem daraus resultierenden geringen Stromertrag.

Windstrom aus dem eigenen Garten – was brauchen Sie dafür?

Selbstverständlich darf niemand im Garten eine riesige Windkraftanlage aufstellen, die in 100 Metern Höhe Strom erzeugt. Die Technologie für den Hausgebrauch heißt Microwindkraftanlage beziehungsweise Klein-Windkraftanlage. Diese Windräder können Sie direkt am Haus oder auf dem eigenen Grund installieren, um Strom zu erzeugen.

Hin und wieder sieht man eine sogenannte Westernmill, die wahrscheinlich am ehesten der Vorstellung einer Klein-Windkraftanlage entspricht, in Schrebergärten ihre Flügel drehen. Es gibt aber auch Windturbinen und Anlagen, die wie Miniatur-Windkraftwerke aussehen.

Welche Leistung kann eine Microwindkraftanlage erbringen?

Die Idee ist natürlich verlockend: Im Sommer nutzt man die Photovoltaikanlage und im Herbst und Winter gewinnt man den Strom aus einer Klein-Windkraftanlage. Doch es gibt dabei einiges zu beachten.

Die Nennleistung einer Klein-Windkraftanlage liegt meist bei etwa 5 Kilowatt. Das bedeutet eine Stromleistung von 2.500 – ca. 10.000 kWh pro Jahr. Damit kann man einen vier Personen-Haushalt theoretisch gut versorgen. Allerdings nur in der Theorie, denn die tatsächliche Leistung einer Windkraftanlage ist von zwei Faktoren abhängig: Zum einen durch die Größe der Rotoren. Anlagen erzielen trotz gleicher Nennleistung einen teils erheblich unterschiedlichen Ertrag, nur weil die Rotoren eine andere Größe haben. Zum anderen ist der Standort maßgeblich und das dortige Windaufkommen. Und gerade der wird bei den meisten Windkraftanlagen im Heimbetrieb zum limitierenden Faktor.

Finger am Wind: Wo macht eine Windkraftanlage Sinn?

Man kann sich beim Deutschen Wetterdienst beraten lassen. Dort gibt es auch Windkarten für Deutschland, wobei diese für eine Anlagenhöhe von 100 – 200 m ausgelegt sind. Die Klein-Windkraftanlagen haben jedoch in der Regel eine maximale Höhe von 20 Metern.

Als Faustregel für guten Wind für eine 10 m hohe Anlage gilt: In Rotorhöhe sollte die Jahreswindgeschwindigkeit im Mittel bei 4 m/s liegen. Ist diese niedriger, sollte man auf bis zu 20 m Höhe gehen.

Wichtig ist, dass die Anlage nicht im Windschatten steht, denn dann wird sie kaum Strom erzeugen. Das bedeutet, es muss genügend Raum zwischen Gebäuden, Bepflanzungen, Wäldern und der Anlage sein. Auch ein Standort im Tal ist kontraproduktiv. Ideal sind freie Flächen mit leicht erhöhtem Gebiet, auf dem dann die Anlage aufgebaut wird.
Hier kann man eine Windkarte zur mittleren Windgeschwindigkeit in Deutschland herunterladen:
https://www.dwd.de/DE/leistungen/windkarten/deutschland_und_bundeslaender.html

Muss ich meine Micro-Windkraftanlage
genehmigen lassen?

Das ist von Bundesland zu Bundesland verschieden. Bis auf Bremen und Niedersachsen sind in allen Bundesländern Windkraftanlagen bis 10 Meter Höhe verfahrens- oder genehmigungsfrei. Allerdings gilt gleichzeitig in fast allen Bundesländern eine Ausnahme für die Installation in Wohngebieten. Wenn Sie sich also eine Heimwindkraftanlage zulegen wollen, die in Ihrem Garten läuft, brauchen Sie höchstwahrscheinlich eine Genehmigung.

Außerdem gilt für den Windertrag: Je höher der Mast, desto mehr Ertrag ist möglich. Nicht selten sind Microwindanlagen deshalb bis zu 20 Meter hoch. Informieren Sie sich also unbedingt über die örtlichen baurechtlichen Bestimmungen! Eine grundsätzliche Genehmigung vom Netzbetreiber ist nicht notwendig.


Liebelei oder Geschäft - lohnt sich eine Klein-Windkraftanlage?

An windstarken Standorten kann der Strom günstig erzeugt werden. Das heißt, dass er weniger kostet als 0,30 Cent pro kWh und somit konkurrenzfähig zu Strom aus den öffentlichen Energienetzen ist.

Die meisten kleinen Windkraftanlagen werden zusätzlich zur Photovoltaik oder Wasserkraft auf Grundstücken mit viel Fläche betrieben. Sie fördern damit den Autarkielevel und können Zeiten mit weniger Solar-Stromertrag, wie nachts oder im Winter, helfen auszugleichen. Allzu viel sollte man aber nicht erwarten und als alleinige Stromquelle wird ein Windrad in der Fachwelt nicht ernst genommen.

Windkraft fürs Eigenheim lohnt sich eigentlich nur, wenn Sie den Strom überwiegend selbst nutzen, den Umwelt- und Klimaschutzgedanken vorantreiben und unabhängig sein wollen oder müssen. In der Regel sollte man dieses Projekt aber nicht unter dem Renditeaspekt betreiben.

Geld vom Staat – besser nicht

Wie bei allen erneuerbaren Energien gibt auch für Windkraft eine Einspeisevergütung. Diese beträgt derzeit 6 Cent / kWh. Reich wird man dadurch aber nicht. Der Gewinn liegt im Eigenverbrauch, da Sie den Strom von öffentlichen Anbietern für etwa 30 Cent / kWh kaufen müssten.

Besonders schwierig wird die Einspeisung, wenn Sie auf einen Energiemix setzen und Energie aus unterschiedlichen erneuerbaren Energieträgern nutzen. Aufgrund der rechtlichen Grundlagen zur Vergütung benötigen Sie bei Photovoltaik und Windkraft zwei separate Stromzähler. Das macht die sowieso schon geringen Erträge weiter finanziell unattraktiv.

 

Hoch hinaus – mit Hindernissen

Möglichst hoch sollte die Windkraftanlage angebracht werden, da denkt so mancher doch sofort an den Dachgiebel. Und es gibt tatsächlich Windkraftanlagen für Dächer und Fassaden. Diese werden jedoch hauptsächlich im Bereich der Hochbauten verwendet. Dachanlagen für das klassische Einfamilienhaus sind eher ungünstig, da der Wind unkalkulierbar ist und Geräusche und Vibrationen in das Innere des Gebäudes übertragen werden können.
Die normale Klein-Windkraftanlage ist im wahrsten Sinne des Wortes bodenständig. Das bedeutet, dass eine Installation am Boden mit hohem Mast und einer möglichst kurzen Stromleitung zum Haus, die beste Lösung ist.

Und die Kosten?

Die Anlagen liegen zwischen 3.000 und 10.000 Euro im Anschaffungspreis.
Im Durchschnitt sollte man mit ca. 5000 Euro pro kW Leistung rechnen. Die Wartungs- und Instandhaltungskosten belaufen sich dann nochmals jährlich auf ca. 3 % des Anschaffungspreises. Damit liegt die Windkraftanlage in der Anschaffung deutlich über einer Solaranlage.

Bedenken Sie, dass an der Windkraftanlage starke Kräfte wirken und verzichten Sie daher lieber auf Billigware. Achten Sie beim Kauf auf die CE-Kennzeichnung. Es gibt weltweit mehr als 300 Hersteller und Hunderte verschiedene Anlagentypen. Im Wesentlichen unterscheidet man nach horizontalen und vertikalen Anlagen sowie nach Leistung. Es gibt kostenpflichtige Marktreports, die über die Technologie, den Preis und die Leistung sowie über Vor- und Nachteile aufklären.

Erneuerbare Energien privat vorantreiben – die Alternative

Sie halten Windkraft oder Photovoltaik für sinnvoll und wollen den Klimaschutz voranbringen, aber Ihr Grundstück ist, trotz windstarker Gegend, nicht geeignet? Wirtschaftlich ist die private Klein-Windkraftanlage für Sie unattraktiv aber Sie suchen nach einer interessanten Alternative? Dann initiieren Sie doch in Ihrer Heimatgemeinde den Bau einer großen Windkraftanlage oder einer PV-Freiflächenanlage mit einer Bürgerenergiegenossenschaft. Die Effizienz und die Rendite der großen Anlagen sind weitaus besser als die privaten Kleinanlagen.